Vom Kartoffelkeller zum Homeoffice

Der Keller blickt auf eine lange Geschichte zurück, denn die Unterbringung von Lebensmitteln und anderen Gütern in Räumen, die unter der Bodenoberfläche liegen, reicht bis in die früheste menschliche Geschichte zurück. Es gibt archäologische Beweise dafür, dass sowohl in den zivilisierten antiken Kulturen als auch in den primitiven Gesellschaften prähistorischer Zeiten Keller genutzt wurden. Archäologische Funde von unterirdischen Vorratsräumen datieren bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurück. In Mesopotamien wurden zum Beispiel unterirdische Kellerräume entdeckt, die zur Aufbewahrung von Vorräten wie Getreide, Wein und Öl verwendet wurden. Auch die antiken Römer nutzten Kellerräume zum Deponieren von Lebensmitteln und Wein. Die berühmten Weinkeller der römischen Villen sind ein beeindruckendes Beispiel für die frühe Nutzung und Entwicklung von Kellerräumen. Auch in den mittelalterlichen Burgen und Schlössern waren Keller weit verbreitet und dienten als Vorratsräume sowie als Weindepot.

Die niedrige Temperatur sowie der Schutz vor Sonneneinstrahlung, Hitze und Feuchtigkeit lassen Lebensmittel in den unter der Erdoberfläche liegenden Geschossen weniger schnell verderben und verlängern somit ihre Haltbarkeit. Das war insbesondere in Zeiten, in denen keine modernen Kühlschränke existierten, ein großer Vorteil. Zudem ermöglicht der Keller durch seine räumliche Trennung eine bessere Organisation und Bevorratung von größeren Mengen an Lebensmitteln. Eine weitere traditionelle Nutzung ist die Lagerung von Kohle und Brennholz. Auch die Werkbank mitsamt Werkzeug findet schon seit langer Zeit bevorzugt ihren Platz im Keller.

Im Laufe der Zeit kamen zum Lager- und Vorratsraum weitere Funktionen hinzu. Mit dem Aufkommen von Waschmaschinen im späten 19. Jahrhundert ist auch die Nutzung des Kellers als Waschküche historisch belegbar. Der sogenannte „Hobbyraum“ tauchte dann im frühen 20. Jahrhundert auf. In dieser Zeit des sozialen Wandels und des technologischen Fortschritts suchten die Menschen nach Möglichkeiten, ihren Interessen in den eigenen vier Wänden nachzugehen. Ob Basteln, Fotografieren, Tischtennis oder Fitness – die ruhige, abgeschiedene Lage des Kellers bietet eine ungestörte Atmosphäre. Sowohl die gestiegenen Anforderungen an den Feuchte- und Wärmeschutz als auch die Produktentwicklungen der Bauindustrie und Bauchemie haben dazu geführt, dass das Raumklima in Kellern so verbessert werden konnte, dass hier durch Dämmung, Abdichtungen und Belüftung hochwertige Räume entstehen können. In jüngster Zeit wird das Untergeschoss immer beliebter zur Unterbringung des Homeoffice bis hin zum eigenen Heimkino.