Starkregen-Vorsorge – dringend gesucht
Das Ausmaß der jüngsten Starkregenereignisse hat gezeigt, wie verletzlich große Teile der Verkehrsinfrastruktur sind. Dabei können schon einzelne, zielgerichtete und punktuell durchgeführte Maßnahmen kritische Gefahrenstellen wirksam entschärfen und die Verkehrssicherheit deutlich erhöhen.
Von Hans-Jörg Hübner und Torsten Klehm,
Key Account Manager Verkehrswegebau & Ingenieurbauwerke ACO GmbH
In Deutschland sind jedes Jahr zwischen fünf und 30 Prozent der Bundesfernstraßen unwetterartigem Starkregen der Warnstufe 3 ausgesetzt – Tendenz steigend. Ein vorläufiger Spitzenwert wurde 2021 erreicht, als erstmals 31 Prozent des gesamten Fernstraßennetzes betroffen waren. Das geht aus dem Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel hervor. Die zunehmenden Wetterextreme haben schwerwiegende Folgen für die Verkehrsinfrastruktur. Durch Überflutungen werden Straßen unpassierbar oder teilweise massiv beschädigt, Aquaplaning gefährdet die Verkehrssicherheit und erhöht das Unfallrisiko.
Verlässliche Daten zum realen Umfang solcher Störungen und Schäden liegen bislang nicht vor. Das im Frühjahr 2023 gestartete Forschungsprojekt „Starkregen- und überflutungsbedingte Schäden an Bundesfernstraßen“ des Bundesverkehrsministeriums soll diese Informationslücke künftig schließen. Gleichzeitig hat sich das Ministerium zum Ziel gesetzt, die Leistungsfähigkeit des Verkehrssystems angesichts der veränderten klimatischen Anforderungen in jedem Fall sicherzustellen und bis 2030 zumindest alle Hauptverbindungen klimafest zu ertüchtigen. Eine Herkulesaufgabe angesichts von rund 12.900 Kilometern Bundesautobahnen und 39.600 Kilometern Bundesstraßen.
Schnell ins Handeln kommen
Um bei der Starkregen-Vorsorge „schnell ins Handeln“ zu kommen, wie es die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) bei der Anhörung zum neuen Klimaanpassungsgesetz gefordert hat, sind pragmatische Lösungsansätze gefragt. Ein wesentlicher Ansatzpunkt besteht darin, besonders anfällige Punkte zu identifizieren und spezifische Maßnahmen zur Reduzierung des Überflutungsrisikos zu ergreifen. Gefahrenstellen auf Verkehrswegen entstehen in der Regel durch das folgenschwere Zusammenwirken verschiedener Faktoren: So liegt der überflutete Bereich oft am Tiefpunkt einer Senke, durch die Versiegelung kann das Oberflächenwasser nicht seitlich über die Bankette abfließen. Bei sturzartigen Regenfällen gelangen zudem viel Laub, Geröll und weiterer Unrat auf die Fahrbahn, wodurch die Abläufe verstopfen. Hinzukommt: Die Reinigungszyklen der Schlammeimer in den Entwässerungsbuchten sind vielerorts nicht an die vermehrt auftretenden Wetterextreme angepasst. Bei Starkregen werden die Straßenabläufe überströmt, die Wasserspiegelbreite vergrößert sich immer mehr, bis sich die Niederschläge im Verkehrsraum aufstauen. Wie sich an solchen neuralgischen Stellen selbst große Wassermengen zu vertretbaren Kosten schnell und zuverlässig ableiten lassen – diese Frage hat für die zuständigen Bundes- und Landesbehörden mittlerweile hohe Priorität. Auch uns treibt es an, nachhaltige und innovative Entwässerungslösungen zu entwickeln.
Erste Hilfe-Maßnahme
Sofortige, wirksame Abhilfe schaffen beispielsweise Kanaldeckel mit einem verbesserten Abflussvolumen. Die muldenförmigen Einlaufroste unserer Produktlinie ACO Multitop etwa verfügen über einen extragroßen, hydraulisch optimierten Einlaufquerschnitt, der erheblich mehr Niederschläge aufnimmt und neuralgische Überflutungspunkte unmittelbar entlastet. Kompatibel mit allen gängigen Entwässerungssystemen können die Roste einfach anstelle des vorhandenen Kanaldeckels eingesetzt werden - ohne jeglichen Eingriff in den bestehenden Straßenaufbau.
Kompakt gelöst: Mit Straßenablaufbucht aus Neu-Ulm
Unsere Buchtenentwässerungslösung wird am Standort des ehemaligen Betonwerks Neu-Ulm, das seit Mitte 2023 unter dem Namen ACO Pfuhler bekannt ist, produziert. Das Werk, das insbesondere durch die „Pfuhler Rinne“ bekannt wurde, gehört nun zur ACO Familie. Mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung haben wir aus einem ursprünglich als Sonderanfertigung entwickelten Bauteil ein Standardmodul für den zuverlässigen Überflutungsschutz geschaffen.
Das trapezförmige Fertigbauteil besteht aus einem Rinnenelement von rund 2,20 m Länge sowie einem Ablauf. Seitlich und an der Rückseite ist es mit einem 7 cm hohen Bordstein versehen. Das anströmende Oberflächenwasser wird nicht nur über den Einlaufrost, sondern auch über die Schlitzrinne aufgenommen und über den Kanalanschluss abgeleitet – das erhöht die Entwässerungsleistung um ein Vielfaches. Im Gegensatz zu herkömmlichen Entwässerungsbuchten muss das werkseitig vorproduzierte Modul nicht aufwendig vor Ort einbetoniert oder gepflastert werden, sondern lässt sich einfach einsetzen.
Zwei-Wege-Entwässerung ersetzt die Bucht
So verbreitet Ablaufbuchten auf deutschen Autobahnen sind, sie haben einen entscheidenden Nachteil: Eine Ausbuchtung unterbricht stets die Bordsteinführung. Dadurch steigt das Risiko eines Anpralls von Pkw oder Nutzfahrzeugen. Zudem sind die Buchten anfällig für Ablagerungen und Grünbewuchs und müssen regelmäßig gereinigt werden, um funktionsfähig zu bleiben. Eine Alternative stellt die ACO Drain®Box dar, die erstmals Linien- und Punktentwässerung verbindet und einen durchgehenden Straßenverlauf ohne Aussparungen ermöglicht. Aufwendige Absenker und vorstehende Bordsteinkanten entfallen ebenso wie das händische Auskehren der Buchten.
Ein paar Meter für mehr Sicherheit
Der größte Pluspunkt ist die hohe aufnehmbare Wassermenge. Die Kombination aus der Hohlbordrinne ACO KerbDrain Road und dem Combipoint Straßenablauf führt zu einer signifikanten hydraulischen Leistungsverbesserung. Das Oberflächenwasser wird sowohl über die seitlichen Einlauföffnungen der Hohlbordrinne als auch über den Punktablauf aufgenommen. Durch den zusätzlichen Schlammeimer reduzieren sich zugleich die Wartungs- und Reinigungsintervalle. Das System, das mit der GaLaBau-Innovations-Medaille sowie dem InfraTech Innovationspreis ausgezeichnet wurde, eignet sich für die Nachrüstung, die Sanierung und für den Neubau. Da nur geringfügige Eingriffe in den Baugrund nötig sind, bleibt der Kosten- und Arbeitsaufwand überschaubar, zumal bestehende Anschlussleitungen und Ablaufschachtunterteile genutzt werden können. In der Regel reichen schon wenige Meter der Drain®Box aus, um einen dauerhaften Überflutungsschutz zu gewährleisten.
Überflutungsschutz nach Maß
Ob Kanaldeckel mit erhöhtem Abflussvolumen, die langjährig bewährte Buchtenentwässerung als Fertigbauteil oder die innovative Hohlbordrinne mit kombiniertem Punktablauf: Welche Lösung sich für ein Bauprojekt am besten eignet, hängt von den Gegebenheiten vor Ort, dem lokalen Gefährdungspotenzial sowie den jeweiligen bauplanerischen Anforderungen ab. Alle Systeme sind auf einfache Handhabung, lange Lebensdauer und hohe Effizienz ausgerichtet. Damit tragen wir zur Umsetzung der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel bei, die unter anderem darauf abzielt, das deutsche Verkehrsnetz gegenüber Angriffsflächen zu wappnen und die Entwässerungsstrukturen auf das veränderte Niederschlagsgeschehen auszurichten.
Weitere spannende Blogartikel
Wenn Versickerung auf dem Plan steht:
Optimale Ergebnisse mit ACO und dem ProjectManager
Mehr erfahren
Relevante Produkte zur Starkregen-Vorsorge
ACO DRAIN® Monoblock ist eine Entwässerungsrinne in monolithischer Bauweise. Die Fertigung erfolgt in einem Stück ohne lose Teile und ohne Klebefuge. Der hohe Einlaufquerschnitt und der V-Querschnitt sorgen für eine schnelle Ableitung des Wassers. Das unkomplizierte Baukastenprinzip mit wenigen Systemelementen löst die unterschiedlichsten Anwendungsfälle einfach und übersichtlich.
Die Kombination aus Sedimentation und einer Substrat-Filterstufe bilden die Grundlage für eine Reinigung des Oberflächenwassers. Der ACO Stormclean entfernt sowohl abfiltrierbare Stoffe als auch Schwermetalle und Leichtflüssigkeiten und kann vor der Versickerung als auch vor der Einleitung in Gewässer eingesetzt werden.
ACO Stormbrixx als Versickerungsanlage fördert den natürlichen Wasserkreis. Zuvor gereinigtes Regenwasser wird in der Blockrigole gesammelt. Nach und nach versickert es im Boden und fördert damit die Grundwasserneubildung.
Umschlossen mit einer Abdichtungsbahn ist die Rigole für die Rückhaltung geeignet.