Kleine Gemeinde, ganz groß
Die bayerische Gemeinde Fuchsstadt hat im Zuge einer Straßensanierung ein wegweisendes Projekt zum klimaangepassten Regenwassermanagement initiiert – mit Qualitätsprodukten von ACO.
Während die internationale Staatengemeinschaft auf der Weltklimakonferenz in Dubai einmal mehr um verbindliche Klimaschutzziele ringt, tut sich im Kleinen etwas. Immer mehr Kommunen machen sich auf den Weg und stellen sich klimaresilient auf. So wie Fuchsstadt in Unterfranken, das bei anstehenden Straßenbauprojekten immer auch den Umweltnutzen im Blick hat. Wo angesichts angespannter Haushaltslagen und steigender Baukosten die Mittel knapp werden, bewirbt sich die Gemeinde erfolgreich um öffentliche Fördermittel und kann so lokalen Hitzeinseln lebenswerte Klimaoasen entgegensetzen.
Gemeinhin verbindet man Unterfranken mit weitläufigen Naturlandschaften, malerischen Schlössern und einer Jahrhunderte alten Weinbautradition. Doch im Sommer 2022 leidet das nordwestliche Bayern zum vierten Mal in Folge unter extremer Hitze und Dürre. Fast drei Monate lang fällt kaum ein Tropfen Regen. Die Region zählt heute zu den trockensten Gegenden in ganz Deutschland. Betroffen davon sind längst nicht nur die Großstädte Würzburg und Schweinfurt. Auch ländliche Räume wie die Gemeinde Fuchsstadt im Landkreis Bad Kissingen spüren die Folgen des Klimawandels mit längeren Trockenperioden und drohender Wasserknappheit auf der einen sowie intensiven Regenereignissen auf der anderen Seite.
Trotz begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen will die kleine 2000-Einwohner-Gemeinde nicht tatenlos zuschauen, wie sich die Situation weiter zuspitzt, sondern die Klimavorsorge in die eigenen Hände nehmen. „Gerade Kommunen sind wichtige Akteure bei der vorausschauenden Anpassung an den Klimawandel. Wer, wenn nicht wir kann vor Ort etwas bewegen“, erklärt Bürgermeister René Gerner. Schon vor geraumer Zeit hat der Gemeinderat die Weichen für den Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energien gestellt. So ist im April dieses Jahres ein Windpark in Fuchsstadt ans Netz gegangen, der die Region langfristig mit grünem Strom versorgt. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Windturbinen entsteht außerdem ein Solarpark, an dem sich die Kommune finanziell beteiligt hat.
Auch bei erforderlichen Bau- und Instandsetzungsarbeiten gewinnt der Klimaschutz zunehmend an Bedeutung und wird immer öfter von vornherein in den Planungsprozess integriert. Als 2020 die Planung zur Sanierung des 600 m langen Straßenzugs „Am Kohlenberg“ mitsamt dem Neubau des angrenzenden Buswendeplatzes ansteht, nutzt die Gemeinde die Chance für einen innovativen Lösungsansatz. Stichwort grün-blaue Infrastruktur: Entlang der Straße sollen künftig Laubbäume zur Entsiegelung beitragen, die Hitzebelastung senken und für ein besseres Mikroklima sorgen. Neue Wege geht die Kommune zudem bei der Oberflächenentwässerung: Statt die Niederschläge von Gehweg und Straße wie bisher direkt in die Kanalisation abzuleiten, sollen sie von einer Zisterne aufgefangen und gespeichert werden und in regenarmen Zeiten die Bewässerung der Bäume und kommunalen Grünanlagen sicherstellen.
„Veränderungen rufen immer auch Skepsis hervor, gerade wenn sie mit zusätzlichen Kosten verbunden sind“, weiß René Gerner. Da kommt das 2020 aufgelegte Bundesprogramm zur „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ wie gerufen. Selbst wenn das kleine Fuchsstadt kein urbaner Raum im herkömmlichen Sinne ist, es fällt dennoch in den Förderrahmen. Und siehe da: Das eingereichte Konzept überzeugt die Auswahlkommission beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, und so fließen Anfang 2021 ganze 2,5 Millionen Euro in die Gemeindekasse, mehr als die Hälfte des veranschlagten Investitionsvolumens.
Herzstück des klimagerechten Regenwassermanagements ist die Zisterne. Als Rückhaltebecken soll sie das zuvor mittels Sedimentation von Sand und Schmutz gereinigte Oberflächenwasser auffangen und sammeln. Die Kommune entscheidet sich für den ACO Stormbrixx Blockspeicher, ein Qualitätsprodukt made in Germany von einem der weltweit führenden Systemanbietern nachhaltiger Entwässerungslösungen.
Das Rückhalte- und Speichersystem verfügt über ein Retentionsvolumen von ca. 100 Kubikmetern. Es besteht aus einzelnen hochbelastbaren Kunststoff-Füllkörpern, die mithilfe eines einfachen Steckmechanismus zusammengesetzt werden. Durch diesen modularen Aufbau und die kompakte Bauweise lässt sich der Blockspeicher problemlos in die unterirdische Infrastruktur mit der Vielzahl von Gas-, Wasser- und Internetleitungen integrieren.
Ein vorgeschalteter Schieberschacht ermöglicht den Wechsel zwischen einem Sommer- und einem Winterbetrieb. In den wasserarmen Sommermonaten werden die Niederschläge zunächst in einem Sedimentationsschacht vorgereinigt und von dort aus in die Zisterne geleitet. Ist diese gefüllt, läuft das Wasser über einen Notüberlauf kontrolliert in den Mischwasserkanal ab. In der regenreicheren, kalten Jahreszeit ist der Zulauf zur Zisterne versperrt und das stärker durch Tausalz belastete Oberflächenwasser fließt direkt in den Mischwasserkanal.
Nach einem intensiven Planungs- und Genehmigungsprozess, in den auch die Anwohner einbezogen werden, erfolgt im Juni 2023 der erste Spatenstich. "Unsere Baustelle bricht mit der Tradition des klassischen Straßenbaus und weist in eine umwelt- und klimafreundliche Zukunft", erklärt Romans Vavilovs, Geschäftsführer von SW Engineering. Das Ludwigsburger Planungsbüro hat sich ein ganzheitliches Regenwassermanagement auf die Fahnen geschrieben: „Mit richtungsweisen-den Konzepten wie in Fuchsstadt setzen wir Maßstäbe in der Bauindustrie und tragen dazu bei, dass eine wassersensible Sanierung bald zum Alltag wird“, so Romans Vavilovs.
Mit einer Länge von 20 m, einer Breite von 3 m und einer Tiefe von 1,8 m lässt die Zisterne kein bisschen Regenwasser ungenutzt. Die innovative Folienummantelung der Zisterne, kombiniert mit hochwertigem Geotextil und Kunststoffdichtungsbahn, garantiert vollständige Dichtigkeit und Langlebigkeit. Doch es ist nicht nur die unterirdische Struktur, die beeindruckt. Eine weitere Besonderheit ist das Verfüllmaterial. "In der engen Baugrube kommt herkömmliches Verdichten nicht in Frage. Wir haben uns daher für Flüssigboden entschieden. Dieser ist nicht nur selbstverdichtend, sondern verkürzt auch die Bauzeit um mehr als die Hälfte“, so Romans Vavilovs.
Mittlerweile ist die Zisterne fest in den Straßenkörper eingebettet. In den kommenden Monaten folgen die Arbeiten am Sedimentationsschacht sowie die umfangreiche Kanal- und Straßensanierung. Ende 2024 soll die gesamte Baumaßnahme abgeschlossen sein. Eine Win-Win-Situation für die Gemeinde und für die Umwelt: Mit dem neuen Rückhaltebecken sind die Anwohner besser gegen Starkregenereignisse gewappnet, durch die Abkopplung von der Kanalisation kann das wertvolle Nass zugleich in Trockenperioden optimal genutzt werden. Die neu gepflanzten, jungen Laubbäume werden künftig über ein Schlauchsystem mit Wasser versorgt. So können sie sich gesund entwickeln, um dann ihre wichtige Funktion als Schattenspender und natürliche Klimaanlage zu erfüllen. „Das Projekt mag nur ein kleiner Mosaikstein auf dem Weg zu mehr Klimaschutz sein. Aber viele solcher Mosaiksteine fügen sich zu einem Gesamtbild und leisten einen messbaren Beitrag zum ökologischen Wandel und zu mehr Lebensqualität auch für die nachfolgenden Generationen“, ist Bürgermeister René Gerner überzeugt.
ACO WaterCycle
Die ACO GmbH unterstützt Städte und Gemeinden bei der wassersensiblen Gestaltung von Verkehrs- und Freiflächen. Für ein klimaangepasstes Regenwassermanagement hat das Unternehmen den ACO WaterCycle entwickelt. Mit der Systemkette bildet das Unternehmen den natürlichen Wasserkreislauf ab und setzt mit seinen geprüften Qualitätsprodukten an vier zentralen Funktionen an: Regenwasser aufnehmen, reinigen, speichern und nutzen – collect, clean, hold, reuse. Je nach Anwendungsfall lassen sich die einzelnen Module flexibel miteinander kombinieren. Bei allen Produkten und Systemen legt ACO Wert auf Langlebigkeit, Wiederverwendbarkeit und einen niedrigen CO2-Fußabdruck.